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Bringen Alumni neues Business?

By Christina Toth Geposted in - Blog & Business Development & Leadership & mandatum meinung & mandatum momentum & Networking Bringen Alumni neues Business

 

Klassentreffen die Zweite

Gerade einmal zwei Wochen ist es her, dass ich beim Schönherr Alumniabend eingeladen war (wen es interessiert: Bericht dazu gibt es hier). Gestern Abend hat sich dann die gesamte oder naja, die halbe ehemalige und aktuelle NHP-Mannschaft versammelt. Bowling, Bier und Beisl standen am Programm. Es war ausgesprochen nett wieder einmal mit den alten Chefs und Kollegen von früher zu plaudern.

Jedenfalls nehme ich diese zufällige Häufung von Ehemaligentreffen zum Anlass, um ein wenig darüber zu sinnieren, was solche Alumniveranstaltungen den Kanzleien bringen können. Also im Hinblick auf Marketing und Business Development. Denn das sind ja meine Themen.

Von Anfang an

Weil wir Juristen ja die Römer so gerne mögen, zunächst ein wenig Geschichte: Alumnus kommt natürlich aus dem Lateinischen und bedeutet…na, was? Richtig! Zögling oder Pflegesohn.

Die Alumni waren zunächst ausgediente Soldaten, die kostenlos genährt wurden. Dann wurden mittellose Klosterschüler, die von der Kirche Kost, Logis und Bildung erhielten als Alumni bezeichnet. Und schließlich, waren es arme aber talentierte junge Menschen, die an den Hochschulen – ebenfalls kostenfrei – mit Speis, Trank und Bildung versorgt wurden. Alles das hab ich übrigens auf Wiki nachgelesen. Natürlich.

Absolventen einer Hochschule

Heute bringt man den Begriff wohl kaum mehr mit dem verarmten Volk in Verbindung. Vielmehr kennt man ihn vor allem von den amerikanischen Hochschulen. Dort gründeten die Absolventen des Williams College am 5.9.1821 die Society of Alumni of Williams College. Die Idee dahinter war eine Vereinigung zu schaffen, die einerseits die Verbindung zwischen den Absolventen festigt und gleichzeitig das Image und die Interessen der Alma Mater fördert.

Heute leben viele amerikanische Universitäten von den großzügigen Zuwendungen ihrer erfolgreichen Alumnis. Es gehört einfach zum guten Ton, als Ehemaliger seiner Uni monetär für die gute Ausbildung auch noch im Nachhinein zu danken.

So schön so gut für die Unis. Aber was steckt jetzt hinter den Alumninetzwerkbestrebungen von Anwaltskanzleien? Die monetären Zuwendungen werden es wohl nicht sein.

Alumninetzwerke von Anwaltskanzleien

Es ist natürlich wieder ein Trend aus den USA. Deshalb schauen wir einmal über den großen Teich. Die American Bar Association fasst zusammen, warum es für amerikanische Kanzleien so interessant ist, mit ihren Ehemaligen in Kontakt zu bleiben. Carol Sprage, Director of Associate and Alumni Relation bei Skadden, Arps, Slate, Meagher & Flom (ja, was es alles gibt…) wird dabei zitiert:

“We are more realistic. We would rather facilitate and have them work [with] our clients than have them go off and disappear.”

Skadden verfügt schon seit knapp 20 Jahren über ein Alumninetzwerk. Auf der eigens eingerichteten Alumniseite möchte man eine Plattform für den Austausch zwischen der Kanzlei und den Ehemaligen, aber auch den Ehemaligen untereinander, schaffen. Man tauscht sich aus über offene Jobangebote – sowohl in der Kanzlei als auch bei den Alumnis – und hält sich über Neuigkeiten am Laufenden. Darüber hinaus gewährt die Kanzlei den Alumni kostenlosen Zugang zu Weiterbildungsveranstaltungen und – wie soll es anders sein – veranstaltet Networking-Events.

Über 5000 Alumni soll das Netzwerk bereits zählen. Recht beeindruckend, wenn man bedenkt, wie groß bzw klein dagegen die Community ist, die man sich selbst auf LinkedIn, Xing oder sonstigen Plattformen mühsam aufbaut.

Das klingt doch alles sehr verlockend. Aber kostet sicher auch eine Stange Geld. Und was bringt’s?

Bringen Alumni neues Business?

Auf den Punkt bringt es Jeff Roberts von Moiré Marketing Partners:

“If we can continue to build and keep positive relationships with those who crossed our paths, you never know how that could help us with new business—and can change the culture of the firm.”

„Could help us with new business…“, damit hat Roberts mit Sicherheit recht. „Build and keep positive relationships“, ist aber meines Erachtens die Voraussetzung dafür. Denn die Gründe warum Alumni eben Alumni sind, sind ja mannigfaltig.

Aus Sicht der Kanzlei wird man sich von einem Mitarbeiter in der Regel nur dann trennen, wenn zumindest die Leistung oder die Arbeitseinstellung nicht mit der Firmenkultur zusammenpassen. Als Mandanten kann man sich diese Person aber allemal vorstellen

Aus Sicht des Alumni ist das womöglich etwas anders. Da sind Gründe für den Abgang Neuorientierung, Ortswechsel, tolles Jobangebot. Aber eben auch: zu hoher Arbeitsdruck, fehlende Perspektiven, schlechtes Arbeitsklima.

Ob man Letzteres so einfach wegsteckt und nach dem Abgang plötzlich eine „positive Beziehung“ aufbaut? Das wage ich wohl eher zu bezweifeln. Ob diese Personen dann schlussendlich auch new Business bringen? Hmmm…

Leadership als Business Development Strategie

Realistischer Weise bringen New Business also wohl eher jene ehemaligen Mitarbeiter (oder auch Partner), die schon während ihrer Zeit in der Kanzlei eine „positive relationship“ hatten. Was heißt das aber für die heimischen „Directors of Associate and Alumni Relation“?

Soll man Mitarbeiter und Kollegen von Anfang an als potentielle Mandanten sehen, und nicht erst, wenn sie schon Alumni sind? Also quasi Personalpolitik als Business Development Strategie?

Meine Meinung: ganz klar ja! Unzufriedenheit unter Mitarbeitern bzw Kollegen – und das haben nun schon zahlreiche Studien belegt (unter anderem diese) – liegen ganz oft in mangelnder Führung begründet.

Leadership ist hier das große Zauberwort. Ein Konzept, das sich damit befasst, wie Menschen geführt werden (wollen). Es geht dabei nicht darum, dass sich alle lieb haben, dass Mitarbeiter in Watte gebettet oder hofiert werden – nur weil sie vielleicht einmal Mandaten werden könnten. Es geht um einen klaren und fairen Umgang. Kann durchaus hart sein. Aber eben fair.

Das muss man schon auch irgendwie lernen. Nur weil man Chef ist  ist man ja auch nicht gleich ein Übermensch.

Wo gearbeitet wird fallen nun mal Späne. Dass nicht jede Arbeitsbeziehung eine „positive relashionship“ ist und in einem „positive break-up“ endet, wird man wohl in Kauf nehmen müssen. Aber bei einem stärkeren Fokus auf eine faire Mitarbeiterführung, könnte so manche „bad relationship“ verhindert werden.

Dann klappt’s auch mit den Alumnis.

Was mich wieder zum gestrigen Abend bringt. War jedenfalls eine sehr nette Gelegenheit, um mit ehemaligen Kollegen zu plaudern. Also wenn man so will, zu netzwerken. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

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