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Die Kanzlei von Morgen

By Christina Toth Geposted in - mandatum meinung & mandatum momentum & Uncategorized

Darauf habe ich mich jetzt schon seit vielen Wochen gefreut. Alumnitreffen bei Schönherr. Ein bisschen wie Klassentreffen.

Eigentlich genau wie Klassentreffen. Viele bekannte Gesichter, ehemalige Kollegen, Chefs und gute Freunde.

Einer war aber dabei, den kannte ich bisher nur aus der Ferne: Prof. Markus Hartung, Direktor des Bucerius Center on the Legal Profession (CLP) in Hamburg. Das CLP sieht sich als Think Tank und will eigenen Angaben zufolge „Antworten geben auf die Frage, wie Kanzleien und Rechtsabteilungen erfolgreich geführt werden können.“

Hartung war da, um der versammelten Juristenschar einen Blick in die Zukunft von Anwaltskanzleien zu geben.

Die Kanzlei von Morgen

Die zentrale Frage des Abends: der Anwalt – ein Auslaufmodell?

Kodak, Nokia, Yahoo… alles große Namen der Vergangenheit, die den technischen Fortschritt verschlafen haben. Aber sowas kann doch dem Anwalt, dem Erbringer einer höchstspezialisierten Dienstleistung, nicht passieren. Oder droht der Anwaltschaft angesichts von Anbietern wie LegalZoom und  RocketLawyer, Plattformen, die einfache rechtliche Lösungen im Sinne eines DIY-Systems zu günstigen Preisen anbieten, gar doch ein ähnliches Schicksal?

Die Antwort ist wohl nein. Auch wenn der bekannte Speaker und Author Richard Susskind in seinen Werken fast schon apokalyptisch vom Ende der Law Firm as we know it spricht, wird die qualifizierte juristische Beratungsleistung auch in Zukunft nicht durch technische Lösungen ersetzt werden können.

Wohl gemerkt die qualifizierte Beratung. Wofür Mandaten schon heute keine teuren Stundensätze mehr zahlen wollen, sind einfache Aufgaben, die keiner langjährigen juristischen Expertise bedürfen. Diese sind aber nun trotzdem einmal Teil des juristischen Alltags.

Diversifizieren und die Beratungsleistung neu definieren

Somit stehen die strategischen Köpfe der Kanzleien sehr wohl vor der Herausforderung, standardisierte Aufgaben durch Einsatz der Technik oder sonstiger Alternativen kosteneffizient abzuwickeln und zu konkurrenzfähigen Preisen anzubieten. Gleichzeitig müssen sie aber ihre Rolle als Berater neu definieren, um im hochspezialisierten Beratungsbereich konkurrenzlos zu bleiben. Ein Spagat, der womöglich nicht jedem gelingen wird.

Wie wird die Kanzlei von Morgen also aussehen?

Das kann heute noch niemand so richtig beantworten. Die große Revolution wird nach Hartungs Ansicht ausbleiben. Das glaube ich auch. Dennoch wird ein Umdenken stattfinden müssen.

Anders als Henry Ford, der den Menschen Autos statt – wie von ihnen wohl gewünscht – schnellere Pferde schenkte, glaube ich, dass man in diesem Fall dem Affen Zucker geben muss.

Apropos Zucker… das bringt mich zurück zu dem netten Abend mit den netten Menschen. Und der Überzeugung, dass trotz all der Vorteile, die technische Lösungen bringen mögen, der zwischenmenschliche Kontakt niemals zum Auslaufmodell wird!

 

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